Kampagne #InklusionStattAusgrenzung

Wissenschaftliche Allianz fordert den flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften

Berlin, September 2023 – Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an psychischen und chronischen Erkrankungen. Sie benötigen häufig pflegerische oder medizinische Betreuung – auch in der Schule. Eine Unterstützungsleistung, die an dieser Stelle von Schulgesundheitsfachkräften übernommen werden kann. Sie entlasten das Lehrpersonal, Eltern und Kinder, verbessern die Inklusion von chronisch erkrankten oder Kindern mit Behinderung und erhöhen die Gesundheitskompetenz an Schulen. Doch medizinisch geschultes Fachpersonal wird im aktuellen Schulsystem nicht finanziert. Um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bedarf von Schulgesundheitsfachkräften zu lenken, starten verschiedene Organisationen rund um den Weltkindertag am 20. September die Kampagne #InklusionStattAusgrenzung. Sie wird organisiert von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit ihrer AG Pädiatrische Diabetologie (AGPD), diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. (DGSJ), ACHSE e. V., Diabetes-Kids.de, dem Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V. (BeKD) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).

15 Prozent der Kinder leiden unter chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, Allergien oder Diabetes mellitus. „Lehrkräfte sind zunehmend überfordert. Sie sind für medizinische Themen weder ausgebildet noch zuständig", sagt Professor Dr. med. Andreas Neu, Past Präsident der DDG und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Modellprojekte, Erfahrungen anderer Länder und Studien zeigen: Schulgesundheitsfachkräfte entlasten das Schulsystem, Eltern und Kinder erheblich: „Einerseits können sie sich um die einfache medizinische Grundversorgung wie aufgeschlagene Knie oder Nasenbluten kümmern und für Gesundheitsaufklärung sorgen. Andererseits leisten sie einen wertvollen und kompetenten Beitrag für Kinder mit täglichem Unterstützungsbedarf, entlasten somit Familien und Lehrpersonal und verhindern damit die Diskriminierung von chronisch kranken Kindern", führt Neu aus.

Kinder und Jugendliche mit chronischen und seltenen Erkrankungen haben ein Recht auf Bildung und Teilhabe

Geske Wehr, Vorsitzende der ACHSE dazu: „'Leave no one behind' ist das Motto der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Was ist mit Kindern und Jugendlichen mit Seltenen Erkrankungen? Viele von ihnen können sich nicht ihren kognitiven Möglichkeiten entsprechend entwickeln, weil ihre körperlichen Einschränkungen im Schulalltag nicht aufgefangen werden. Eine Schulgesundheitsfachkraft würde das Motto der UN-BRK ins reale Leben holen. Kinder und Jugendliche mit chronischen und seltenen Erkrankungen haben ein Recht auf Bildung und Teilhabe."

Geske Wehr erklärt das Anliegen der ACHSE: „Für den Besuch einer Regelschule spielen Inklusion und Gesundheit eine große Rolle. Um den Betroffenen ihren Bildungsalltag so gut es geht zu ermöglichen und die zusätzlichen Hürden abzubauen, fordern wir Schulgesundheitsfachkräfte in allen Schulen bundesweit. Schulgesundheitsfachkräfte sind auch für Kinder ohne Einschränkungen ein Gewinn. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden Zukunft für alle Kinder und Jugendlichen. Die flächendeckende Etablierung von Schulgesundheitsfachkräften setzt nicht nur die Prinzipien der UN-Behindertenrechtskonvention um, sondern es wird eine inklusive Bildungsumgebung geschaffen, die die Potenziale aller Kinder und Jugendlichen fördert."

Trotz der offensichtlichen Vorteile von Gesundheitsfachkräften an Schulen fehlt noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille seitens der Politik, medizinisches Fachpersonal an deutschen Schulen einzusetzen und Kinder mit chronischen Erkrankungen besser in die Regelschulen zu integrieren. Deshalb starten die Organisationen DDG und ihre AG Pädiatrische Diabetologie sowie diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, DGSJ, ACHSE e. V., BeKD e. V., Diabetes-Kids.de und DGKJ eine Online-Kampagne, um mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu lenken. Unter #InklusionStattAusgrenzung können Interessierte auf Twitter, LinkedIn, Facebook und Instagram die Kampagne mitverfolgen und unterstützen. Bei Materialanfragen wenden Sie sich bitte an die jeweiligen Pressestellen.

Die Kern-Forderungen der Kampagne #InklusionStattAusgrenzung:

Schule für alle!
Chronisch kranke Kinder haben ein Recht auf Beschulung – unabhängig von ihrer Erkrankung.

Inklusion statt Ausgrenzung!
Schulgesundheitsfachkräfte tragen zur Inklusion chronisch kranker Kinder an Schulen bei.

Zeitenwende in der Schule!
Schulgesundheitsfachkräfte entlasten Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen im Schulalltag.

Chronische Krankheit? Das pack ich!
Schulgesundheitsfachkräfte unterstützen Kinder und Jugendliche beim Selbstmanagement ihrer Erkrankung.

Quellen:
(1) Informationen zum Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte der AWO: Mehr Gesundheit im Schulalltag | Schulgesundheitsfachkräfte (https://schulgesundheitsfachkraft.de/)
(2) C. Maulbecker-Armstrong et Al.: Schulgesundheitsfachkräfte in Deutschland – Vom Modell zum Regelangebot in zwei Bundesländern, Gesundheitswesen 2022: 84: 280–284
(3) A. D-Hindenberg et Al.: Long-term Occupational Consequences for Families of Children with Type 1 Diabetes: The mothers take the burden, Diabetes Care 2021:44:2656-2663
(4) H. Sassmann: Wer ist gestresst, wann, warum und wie sehr? Elterliche Belastungen und Bedürfnisse in der Betreuung von Kindern mit Typ-1-Diabetes, Poster DDG 0522
(5) KiGGS-Studie: https://www.kiggs-studie.de/ergebnisse/kiggs-welle-2/ergebnisse-nach-themen.html
(6) Presseunterlagen zur Pressekonferenz „Inklusion statt Ausgrenzung: Warum wir Kinder mit chronischen Krankheiten wie Diabetes an deutschen Grundschulen nicht allein lassen dürfen!": https://www.ddg.info/pressekonferenzen/inklusion-statt-ausgrenzung-warum-wir-kinder-mit-chronischen-krankheiten-wie-diabetes-an-deutschen-grundschulen-nicht-allein-lassen-duerfen
(7) DDG Positionspapier Schulgesundheitsfachkräfte: https://www.ddg.info/politik/stellungnahmen/gemeinsames-positionspapier-zur-versorgung-von-kindern-und-jugendlichen-mit-typ-1-diabetes-in-der-schule-1
(8) ACHSE-Positionspapier „4Millionen Gründe jetzt zu handeln! 2021, https://www.achse-online.de/de/was_tut_ACHSE/pdf/Forderungen_ACHSE_Juni_2021.pdf

Kontakt für Journalistinnen und Journalisten:

Bildmaterial ist auf Anfrage verfügbar. Auch stellen wir Ihnen gerne Kontakt zu Betroffenen und anderen Beteiligten als Interviewpartner her.

Für interessierte Medienanfragen:
ACHSE e.V., c/o DRK Kliniken Berlin | Mitte, Drontheimer Straße 39, 13359 Berlin

Bianca Paslak-Leptien (Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Bianca.Paslak-Leptien@achse-online.de
030/ 3300708-26 - 0151/ 180 017 27

ACHSE – Gibt den Seltenen eine Stimme
Die ACHSE gibt Menschen mit Seltenen Erkrankungen eine starke Stimme: ACHSE, die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V., ist der Dachverband von und für Menschen mit chronischen seltenen Erkrankungen und deren Angehörige in Deutschland und vertritt mit seinen mehr als 130 Patientenorganisationen die Interessen aller Betroffenen in Politik und Gesellschaft, Medizin, Wissenschaft und Forschung. Schirmherrin ist Eva Luise Köhler. In Deutschland leben rund 4 Millionen Kinder und Erwachsene mit einer der etwa 8.000 Seltenen Erkrankungen. Eine Erkrankung gilt als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen dasselbe spezifische Krankheitsbild aufweisen. www.achse-online.de

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Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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